So eine Rede hatten sie sicher nicht erwartetNatürlich dachte sich niemand etwas Böses dabei, als der Stiefvater aufstand, um auch eine Rede zu halten. Man kannte ihn ja seit vielen Jahren in der Familie und wusste, wie nett und großzügig er bisher gewesen war. Auch das er seine Stieftochter liebte wie seine eigene Tochter, wusste man, um so größer war die Überraschung für alle, als er dann seine Rede hielt. Damit hatte sicher niemand gerechnet. Zuerst erzählte er, wie glücklich er mit dieser Familie in den letzten 10 Jahren gewesen war. Er erzählte von vergangenen Zeiten und das es ihm immer eine Freude mit ihnen war. Aber dann wurde er ernst und sagte, dass er dem Brautpaar wirklich zu Dank verpflichtet war, da sie ihm etwas gelehrt hatten..Was hatte er vor, was würde er jetzt sagen? Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Alle hörten ihm gespannt zuNoch lächelten alle Gäste und sahen freundlich zu ihm auf. Noch ahnte keiner von ihnen, dass er gleich einen echten Knaller bringen würde. Gerade hatte er ja noch gesagt, wie glücklich all die Jahre mit der Stieftochter und seiner Freundin gewesen waren, so konnte niemand damit rechnen, dass die Stimmung gleich kippen würde. Aber was hatte er zu sagen? Er bedankte sich bei dem Brautpaar, dass es ihm klar geworden war. Das ihm jetzt alles klar geworden war. Das er nicht der Mann war, für den er sich in den letzten Jahren gehalten hatte. Das er gedacht hatte, einen starken Platz in der Familie zu haben. Das er aber jetzt durch die Hochzeit, durch das Brautpaar, erkannt hatte, das nichts stimmte. Sein Bild von sich selbst in dieser Familie war falsch gewesen.

Die Rede war noch nicht zu EndeWas er jetzt sagte, ließ viele Zuhörer aufhorchen. Er sagte, dass er mit seiner Rede noch nicht fertig wäre. Dass er all die Jahre dachte, dass ihn alle lieben würden, dass sie ihn schätzen würden und das er dumm genug gewesen war, das auch wirklich zu glauben. Er hatte nicht erkannt, dass er nur der Geldautomat der Familie war. Kein geliebtes Mitglied der Family, sondern der Zahlende. Weiter sagte er, dass er der Geldautomat war, den seine Freundin und auch deren Tochter nutzten, wo es nur ging. Für ihren verschwenderischen Lebensstil und das er jetzt erst bemerkt hatte, dass er all die Jahre nur ausgenutzt worden war. Und nun, da er das erkannt hatte, musste er eine Entscheidung treffen, die ihm nicht leicht fiel. Denn eine Sache hatte das Fass zum überlaufen gebracht.

Was war mit seinen Wünschen?Weiter sagte er, dass er sich sicher war, dass man auf seine Wünsche Rücksicht nehmen wird. Er wusste ja gar nicht, wer eingeladen worden war, hatte seine Gäste Wünsche aber deutlich mitgeteilt gehabt. Als er mit seinem Freund beim Golf war, fragte er diesen, ob er seine Einladung schon erhalten hatte. Dieser verneinte das, was ihn sehr wunderte. Dieser wusste aber, dass die Stieftochter heiraten würde. Erstens hatte man ja die Heiratsanzeige abdrucken lassen und zweitens hatte er eine Notiz erhalten. Ja, eine Notiz. Auf der stand, dass die beiden heiraten würden. Aber nicht, dass er eingeladen worden war. An diesem Tag fiel der Stiefvater wirklich aus allen Wolken. Was zur Hölle fiel den beiden eigentlich ein? Dachte wirklich jeder nur an sich?