Da die Zeit drängte, hatte Claudia auch gar keine Zeit mehr, sich noch nach jemand anderem umzusehen. Sie rief zwar noch weiterhin Leute an, aber niemand hatte Zeit. Es kam einfach nur Joanne in Frage, sonst niemand. Also vergewisserte sie sich, ob Joanne auch wirklich selbst Zeit hatte und bot ihr an, auf die kleine Ava aufzupassen. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, was dieses Babysitting für Aufregungen wecken sollte. Claudia machte sich daran, eine Liste mit wichtigen Anweisungen zu erstellen und war sicher, dass schon alles gut gehen würde. Joanne ist eines von 17 Kindern ihrer eigenen Geschwister und sie war die älteste. Sie hatte bereits genug Erfahrungen mit Babysitting und hatte auch schon auf andere Cousins und Cousinen aufgepasst. Also warum sollte ausgerechnet bei der kleinen Ava jetzt irgend etwas schief gehen? Sie war zwar erst 15 Jahre alt, aber sie hatte genug Erfahrung mit Kindern. Also war Claudia erst mal beruhigt.

Claudia konnte es dennoch nicht ändern. Sie war nervös und aufgeregt. Es war das erste Mal, dass sie ihre kleine Tochter aus den Händen geben musste und wusste, es blieb ihr ja nichts anderes übrig. Das machte die Sache für sie nicht besser. Es regte sie nur noch mehr auf. Sie machte sich Sorgen, da Joanne ja doch erst 15 war. Würde sie es schaffen, gut auf ihre kleine Tochter aufzupassen? Claudia machte sich so viele Gedanken! Aber sie musste ja, es half alles nichts. Also machte sie sich daran, ihrer Nichte alles beizubringen, was diese wissen musste. Sie erklärte ihr, wie das Kind zu füttern war, wo die Notfallnummern waren und was es sonst noch zu beachten gäbe. Nun war Claudia beruhigter. Sie hatte Joanne perfekt angewiesen, war sich auch sicher, dass sie nichts vergessen hatte und überließ also Ava ihrer Nichte, wenn auch mit einem komischen Gefühl im Bauch.

Die Fahrt zur Arbeit erschien Claudia ewig. Sie durfte ja nicht auf ihr Handy sehen, wenn sie sich und andere nicht gefährden wollte. Sie wollte aber sofort auf dem Parkplatz ihr Handy prüfen, ob es Schwierigkeiten gab, ob ihre Nichte schon panisch angerufen hatte. Als sie endlich auf dem Firmenparkplatz ankam, zog sie sofort ihr Handy aus der Handtasche und überprüfte, ob es Neuigkeiten gab. Es lud und lud, bis endlich alles aktualisiert war. Und dann sah sie, dass ihre Nichte ihr bereits ein Bild gesendet hatte. Da der Empfang schlecht war, dauerte es ewig, bis das Bild geladen war. Sie konnte nur ein kleines Vorschaubild erkennen und dachte sofort, dass etwas schlimmes passiert sein musste! Sie konnte das Bild nicht genau sehen und machte sich totale Sorgen. Das Laden dauerte endlos, wie es schien. Was war nur auf diesem Bild zu sehen, wann war es endlich fertig geladen? Sie malte sich die schlimmsten Szenen aus, während das Bild lud.

Die junge Mutter wurde immer unruhiger und ärgerte sich vor allem über sich selbst. Wie konnte sie nur auf die Idee kommen, dass eine 15 jährige Teenagerin sich perfekt um ihr Kind kümmern konnte? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie war weit weg von zuhause und konnte jetzt, in diesem Moment, gar nichts unternehmen, sollte die kleine Ava ernsthaft in Gefahr war. Sie war am verzweifeln! Sie hätte nie gedacht, dass alles ganz anders kommen würde … Da das Handy nach wie vor Probleme hatte, das Bild von ihrer Nichte zu laden, auf dem klar die kleine Ava zu sehen war, allerdings nur in mini klein, hielt sie es nicht mehr aus und schickte eine SMS an Joanne. Sie erklärte ihr, dass das Bild, das diese ihr gesendet hatte, nicht aufging und wollte von ihr eine Erklärung, was denn zuhause los sei und was denn nun auf diesem Bild zu sehen wäre? Joanne erklärte ihr, dass sie sich gerade ein Sandwich machen wollte, weil sie Hunger hatte. Claudia machte sich sofort wieder Sorgen, dass die kleine Ava wohl unbeaufsichtigt wäre.